Zeittafel

ZEITTAFEL

1871
  • Am 5. März in Zamosc, gelegen im russisch besetzten Teil Polens, geboren. Rosa Luxemburg wächst in der Großstadt Warschau in einer bildungsbürgerlich-liberalen jüdischen Familie auf; neben Polnisch wird auch Deutsch und Französisch gesprochen.
1888
  • Als Beste ihres Jahrgangs Abitur auf Russisch.
  • Sie unterstützt die gerade gegründete illegale sozialistisch-revolutionäre Partei »Proletariat«.
1889
  • Übersiedlung in die Schweiz.
1889 bis 1897
  • Studium an der Universität Zürich, zunächst Naturwissenschaften, ab 1892 – mit Unterbrechungen – Staatswissenschaften.
1892 bis 1906
  • Lebensgemeinschaft mit Partnerin von Leo Jogiches, einem vermögenden Emigranten aus dem russisch besetzten Wilna (heute Vilnius).
1893
  • In Zürich zusammen mit Leo Jogiches, Julian Marchlewski und Adolf Warski Gründung der Sozialdemokratie des Königreichs Polen (SDKP); bis 1896 in Paris Redakteurin der illegal nach Russisch-Polen geschmuggelten Zeitung »Sprawa Robotnicza« (26 Ausgaben).
  • Auf dem Internationalen sozialistischen Arbeiterkongress in Zürich wird Rosa Luxemburgs Mandat nicht anerkannt.
1896
  • »Die Neue Zeit«, das führende Theorieblatt der europäischen Sozialisten, veröffentlicht zum ersten Mal Artikel Rosa Luxemburgs.
  • Mit Unterstützung der Tochter von Karl Marx Eleanor Teilnahme am Internationalen sozialistischen Arbeiter- und Gewerkschaftskongress in London.
1897
  • Promotion mit »magna cum laude« zum »Doctor juris publici et rerum cameralium« in Zürich; Drucklegung der Dissertation »Die industrielle Entwicklung Polens« 1898.
1898
  • Scheinehe mit dem Emigrantensohn Gustav Lübeck zum Erwerb der preußischen Staatsbürgerschaft.
  • Übersiedlung nach Berlin, ihr erster Untermietzimmer bezieht sie in der Cuxhavener Straße 2.
  • Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
1898 bis 1913/1914
  • Veröffentlichungen in der »Leipziger Volkszeitung«, dem »Vorwärts«, in der »Neuen Zeit« und anderen sozialdemokratischen Zeitungen.
  • Einige Monate Chefredakteurin der »Sächsischen Arbeiter-Zeitung« in Dresden.
1899
  • »Sozialreform oder Revolution?«– Streitschrift gegen Eduard Bernsteins Revision Marxscher Auffassungen.
1901 ff.
  • Beteiligung an internationalen Disputen über den Eintritt in bürgerliche Regierungen, Wahlrechtsstreiks, Terrorismus, Überwindung von Parteikrisen und Fortschritte in der am Marxschen Denken anknüofenden Theorie.
1902
  • erste eigene Wohnung in Friedenau bei Berlin, Cranachstraße 58.
1904
  • Wegen »Majestätsbeleidigung« zwei Monate Haft in Zwickau.
  • Auseinandersetzung mit Lenin über die sektiereische Politik der Bolschewiki innerhalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands.
1905
  • Unterstützung der Revolution in Russisch-Polen und in Russland.
  • Ende Dezember Illegale Reise nach Warschau zur Teilnahme an der Revolution.
1906
  • Am 4. März von der russischen Besetzungsmacht verhaftet.
  • Bis 28. Juni Einkerkerung im Arretierungshaus am Rathaus, im Pawiak und im X. Pavillon der Warschauer Zitadelle.
  • Ende Juli Ausreise über St. Petersburg nach Kuokkala im russisch besetzten Finnland; wochenlange Diskussionen mit Lenin über die Niederlage der Revolution.
  • Im September Rückkehr nach Deutschland und Drucklegung ihrer Schrift »Massenstreik, Partei und Gewerkschaften«.
  • Bis 1912 Partnerin von Kostja Zetkin.
1907
  • Abbruch der Lebensgemeinschaft mit Leo Jogiches.
  • Wegen »Aufreizung zu Gewältätigkeiten« zwei Monate Haft im Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße.
  • Bis 1914 Lehrerin für Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der Parteischule der deutschen Sozialdemokratie in Berlin – aus den Vorlesungen entsteht das Buch »Einführung in die Nationalökonomie«, dessen Publikation 1925 von Paul Levi besorgt wird.
  • Teilnahme an der I. Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen und am Internationalen Sozialistenkongress in Stuttgart
1908
  • Artikelfolge »Die Nationalitätenfrage und die Autonomie«.
  • Sie entdeckt der Leidenschaft für Malen und Zeichnen.
1910
  • Versammlungstouren in Oberschlesien, im Ruhrgebiet und in Baden gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht und die badischen Budgetbewilliger, für politischen Massenstreik und konsequenten Antimonarchismus.
  • Auseinandersetzung und politischer Bruch mit Karl Kautsky und anderen Vertretern der Führungsgremien von SPD und Gewerkschaften über ihre Forderungen nach politischem Massenstreik und demokratischer Republik.
  • Mitinitiatorin von Zusammenkünften der Linken in der deutschen Sozialdemokratie.
1911
  • Auseinandersetzung mit Karl Kautsky, Hermann Molkenbuhr und anderen über Friedensillusionen und die Losung »Vereinigte Staaten von Europa«.
  • Agitationsreisen unter anderem am Niederrhein.
  • Umzug nach Südende bei Berlin, Lindenstraße 2.
1912
  • Sie macht auf Polnisch ihren Bruch mit Lenin öffentlich, der aber international nicht zur Kenntnis genommen wird.
  • Im Januar Reichstagswahlkampf in Thüringen und in Frankfurt am Main und Umgebung.
  • Arbeit am Buch »Die Akkumulation des Kapitals«, das 1913 erscheint.
  • Anlage eines Herbariums, das in den folgenden Jahren ergänzt wird.
1913
  • Da sie von der Presse der SPD boykottiert wird, gibt sie zusammen mit Julian Marchlewski und Franz Mehring die »Sozialdemokratische Korrespondenz« heraus.
1914
  • Zwei Gerichtsprozesse und drei Anklagen wegen Rosa Luxemburgs Auftreten gegen Militarismus und Krieg und für den politischen Massenstreik.
  • Referentin auf zahlreichen Versammlungen gegen Militarismus und Kriegsgefahr.
  • Am 20. Februar Verurteilung durch das Frankfurter Landgericht zu einem Jahr Gefängnis.
  • Zeitweilig Partnerschaft mit Paul Levi.
1915
  • Im Januar zur Behandlung ihrer Magenleiden im Auguste-Victoria-Krankenhaus in Schöneberg bei Berlin.
  • Vom 18. Februar bis 18. Februar 1916 Haft im Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße 10.
  • Zusammen mit Franz Mehring  – unter Mitarbeit von Clara Zetkin – Herausgabe der einzigen Nummer der Zeitschrift »Die Internationale«.
  • Arbeit an der Schrift »Die Krise der Sozialdemokratie«, die mit den »Leitsätzen über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie« als Anhang im Februar 1916 unter dem Pseudonym »Junius« in Zürich herausgebracht wird.
  • Verfasst die Arbeit »Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik von Rosa Luxemburg«, die erst 1921 erscheinen kann.
1916
  • Unterstützt die Gründung der Gruppe »Internationale« (Spartakusgruppe).
  • Am 1. Mai Teilnahme an der Antikriegsdemonstration auf dem Potsdamer Platz.
  • Protest gegen die Verhaftung und Verurteilung Karl Liebknechts wegen »Landesverrats mit Zuchthaus«.
  • Am 8. Juli Verhängung von »militärischer Sicherheitshaft« gegen Rosa Luxemburg.
  • Ab 10. Juli »Sicherheitshaft« im Polizeigefängnis am Alexanderplatz und im Frauengefängnis in der Barnimstraße.
  • Ab 26. Oktober »Sicherheitshaft« in der Festung Wronke.
1917
  • Am 18. Januar Ausschluss aus der SPD.
  • Im April Anschluss der Spartakusgruppe an die USPD unter Wahrung ihrer politisch-ideologischen Selbstständigkeit und der organisatorischen Eigenständigkeit.
  • Begrüßt die Revolution in Russland.
  • Am 22. Juli Überführung von der Festung Wronke in das Gefängnis in Breslau.
1918
  • Unter militärischer Aufsicht Freigänge in Breslau.
  • Im September/Oktober entsteht das unvollendet bleibende Manuskript »Zur russischen Revolution« mit Polemik gegen Lenin, Trotzki und die Bolschewiki zu Problemen der Demokratie, der Agrar- und Bauernfrage, des Rechts auf nationale Selbstbestimmung und des Brester Friedens.
  • Nachdem die Revolution auch Breslau erreicht, wird sie am Abend des 8. November aus dem Gefängnis entlassen.
  • Ab 18. November zusammen mit Karl Liebknecht Herausgeberin der »Roten Fahne«, für die sie in den folgenden Wochen Grundsatzartikel zum Verlauf und zu den Aufgaben und Zielen der Revolution in Deutschland schreibt.
  • Sie hält auf dem Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), 30. Dezember bis 1. Januar 1919, das Grundsatzreferat.
1919
  • Am 15. Januar Festnahme Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts durch Mitglieder der Wilmersdorfer Bürgerwehr in der Mannheimer Straße 43.
  • Ermordung durch Offiziere der Garde-Kavallerie-Schützen-Division unter Befehl von Hauptmann Waldemar Pabst. Rosa Luxemburgs Leichnam wird durch einen Schuss des Leutnants zur See Hermann W. Souchon getötet und im Tiergarten in den Landwehrkanal geworfen.
  • Am 31. Mai Entdeckung der Leiche Rosa Luxemburgs durch den Schleusenarbeiter Knebel zwischen Freiarchen- und S-Bahn-Brücke. Auf Veranlassung des Polizeipräsidenten Ernst Überführung in das Leichenschauhaus in der Hannoverschen Straße. Gustav Noske verhängt Nachrichtensperre.
  • Am 1. Juni auf Befehl Noskes Abtransport der Leiche durch ein militärisches Kommando ins Garnisionslazarett des Truppenübungsplatzes Zossen.
  • Am 2. Juni Meldung im »Vorwärts« unter der Überschrift »Die Leiche Rosa Luxemburgs gefunden?«
  • Am 13. Juni Beisetzung auf dem Friedhof in Friedrichsfelde bei Berlin.