Nachruf / Auflösung

EKLAT ist tot, lang lebe EKLAT!

Im September 2008 hat sich das Jugendbildungsnetzwerk Sachsen – mit dem Namen EKLAT für „Emanzipatorisch Kritische LINKE Aktion und Theorie“ – gegründet, dass sich aus Träger_innen linker politischer Jugendbildung und Einzelpersonen zusammensetzt. An das Netzwerk ist auch der Jugendbildungsbeirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen angedockt, der Empfehlungen zur Förderung linker politischer Projekte vergibt und die Jugendbildungsarbeit der sächsischen Stiftung weiter qualifiziert.

Wir wollten linker politischer Bildungsarbeit in Sachsen eine strukturelle Basis zu geben, in einen lebendigen Austausch über Inhalte und Formen der Bildungsarbeit treten, uns gegenseitig unterstützen, unsere Arbeit qualifizieren und gemeinsam nach stabileren Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Uns einte die Vision einer emanzipatorischen Gesellschaft, einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, einer Gesellschaft, in der niemand wegen Herkunft, Lebens- und Liebensweise, Aussehen etc. ausgegrenzt oder diskriminiert wird. Einer Gesellschaft, die nicht an maximaler Profitmaximierung ausgerichtet ist, sondern in der Menschen solidarisch und nach ihren Bedürfnissen wirtschaften, einer Gesellschaft, in der die freie Entwicklung des/der Einzelnen grundlegendes Prinzip sowie Bedingung der freien Entwicklung aller ist, und nicht eine staatliche Instanz, die Freiheit reglementiert.

Dies war und ist Inhalt und Ziel unserer Bildungstätigkeit. Analyse und Kritik, das Erarbeiten und Formulieren von Alternativen gehören genauso dazu wie die Suche nach Interventionsmöglichkeiten. Theorie und Praxis sind für uns keine gegeneinander stehenden Pole, sondern bedingen sich gegenseitig.

Bei den letzten Netzwerktreffen Ende 2013 haben wir unsere Unzufriedenheit darüber festgestellt, dass sich die Erwartungen, die wir ursprünglich mit der Gründung eines linken Jugendbildner_innen-Netzwerkes verbunden haben, so gut wie nicht erfüllt haben.

Wir haben keine repräsentative Anzahl an Initiativen erreicht, werden durch die Komplexität der Struktur als intransparente „black box“ wahrgenommen und haben mit unserer Arbeit teilweise die Funktion eines vorgeschalteten Dienstleisters eingenommen, auf den sich Gruppen verlassen und nicht mehr eigenverantwortlich mit ihren Projektförderanträgen umgehen.

Positiv können wir zwar feststellen, dass wir als Verwalter_innen durchaus in Kontakt mit vielen Projekten und Träger_innen in Sachsen gekommen sind. Die Hoffnung, dass diese sich über das Netzwerk auch untereinander begegnen und auch inhaltlich austauschen, hat sich allerdings nicht erfüllt. Ebenso war die Transparenz im Bezug auf die Projekte, deren Förderung über das Netzwerk unterstützt oder sogar ermöglicht wurde, für uns nicht wahrnehmbar.

Am 09.02.2014 diskutierten wir deshalb über Sinn und Unsinn des Netzwerkes, unsere Erwartungen und Wünsche und Einschätzungen, mit dem Ergebnis, dass es EKLAT in dieser Form nicht mehr geben wird.

Die noch aktiven Akteur_innen für das Netzwerk minimieren ihre Arbeit auf die administrativen Aufgaben und beratende Hilfestellungen, der Vernetzungsanspruch wird fallen gelassen.

Die Beratungsstruktur des sich quartalsweise treffenden Jugendbildungsbeirats bleibt bestehen, aber es gibt keine EKLAT-Treffen mehr.

Die Vermittlung zwischen Antragsteller_innen und Vergabeausschuss im Bezug auf Projektförderungsanträge an die RLS reduziert sich auf die Beratung der Antragsteller_innen auf Anfrage und auf die Einladung zum Verständigungstreffen der sächsischen Antragsteller_innen jeweils ein bis zwei Wochen vor Antragsschluss.

Alle Vereine, also Gruppen mit eigener Rechtsform, verwalten ihre Abrechnungen wieder selbst. Eklat wird bei der Bundesstiftung keinen Sammelantrag mehr stellen. Ihr könnt in Zukunft aber weiterhin separate Anträge stellen.

Der Roter Baum e.V. in Leipzig stellt seine Funktion als juristischer Vertragspartner noch Initiativen aus dem Raum Leipzig zur Verfügung. In Chemnitz wird das Umfeld aus dem Jugendbildungswerk e.V. wieder aufgebaut. In anderen Städten sollen eigene Strukturen geschaffen und vermittelt werden.

Die Mitarbeit im Jugendbildungsnetzwerk auf Bundesebene erfolgt nur noch auf Ebene und Ressourcen der jeweiligen Einzelpersonen und Gruppen. Die Vertretung mit 2 sächsischen Akteur_innen im Vergabeausschuss für die Jugendbildungsförderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung wollen wir aber beibehalten. Wie und ob deren Legitimation als Schnittpunkt und Ansprechpartner_in für sächsische Träger_innen linker politischer Jugendbildung ausreicht, wird bei Bedarf auf Ebene der alljährlichen Treffen des Bundesjugendbildungsnetzwerks diskutiert werden müssen.

Der EKLAT-Blog [http://eklat.blogsport.de/] wird minimalisiert. Auf der Startseite wird sich dieser Erfahrungsbericht finden, die Ausschreibungen für Antragstellungen und Infos zum Jugendbildungsbeirat werden aber weiterhin eingearbeitet und gepflegt. Es werden keine Veranstaltungen mehr angekündigt und die bestehenden Auswertungstexte, Aufrufe und Ankündigungen kommen zum Nachlesen auf eine Archiv-Seite.

Wir blicken auf über 5 Jahre spannende, bereichernde aber auch anstrengende gemeinsame Arbeit zurück, freuen uns auf Neues und hoffen, dass anderen Vernetzungen und Gruppenzusammenhänge auf unsere gesammelten Erfahrungen zurückgreifen können.