6. Mai 2019 Film Die Architekten

REIHE: L///OST///TRACES - Verlorene Spuren - Filme der DEFA 1980-1990

Information

Veranstaltungsort

Mediencafé “m54”, AJZ
Chemnitztalstraße 54
09114 Chemnitz

Zeit

06.05.2019, 21:00 - 23:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit dem AJZ Chemnitz

Urbane Konflikte um die Gestaltung der Großstadt, Debatten um Subversionsstrategien im Pop, die Verteidigung nicht-heteronomativer Lebensentwürfe, die Blüte der Hackerkultur -
Allesamt Themengebiete, die das heutige politische Denken und die öffentlichen Debatten mitbestimmen.
Nicht nur Spuren dieser Debatten finden sich interessanterweise in den späten Produktionen der DDR-Filmfirma DEFA. Ende der 80er Jahre spielten sich in der Kultur- und Filmszene vorrevolutionäre Prozesse ab - kein kulturpolitisch initiiertes Tauwetter wie Anfang der 60er oder 70er Jahre, sondern ganz offenbar Teil weltweiter kultureller und wirtschaftlicher Transformationsprozesse. Der Schockabsorber der DDR-Zensur war ausgefallen und so setzten Ende der 80er Jahre die Regisseur*innen und Autor*innen der DEFA Konflikte um Identität, Sexualität, Ökonomie, Technik und Urbanität in Spielfilmlänge auf die Agenda.
Nationale Leit-Erzählung in Deutschland ist die von polit-ökonomischem Zusammenbruch der DDR und Einheit 1989/90. Das Bewußtsein viel tiefgreifenderer Konflikte, deren Teil auch der Niedergang des DDR-Modells war, und die dabei wirksamen Potentiale werden von einer nationalen Erzählung einplaniert, die Spuren eingeebnet. Die oben erwähnten Phänomene in der DDR zu verorten, erscheint deshalb fatalerweise als Kuriosität. Höchste Zeit nochmal nachzuschauen, wie die Postmoderne zwischen Fichtelberg und Kap Arkona einschlug.

Zum Film:
Der Architekt Daniel ist Ende Dreißig und projektiert Wartehäuschen für Busstationen und ähnliches. Ansonsten beteiligt er sich an Wettbewerben. Plötzlich bekommt er den Auftrag, für eine Trabantenstadt Berlins ein kulturelles Zentrum zu projektieren. Als Mitarbeiter will er ehemalige Kommilitonen gewinnen. Einige jedoch sind aus dem Beruf ausgestiegen, er bekommt noch fünf zusammen, dazu zwei junge Absolventen. Die sieben verwirklichen in diesem Projekt ihre Ideale von einem schönen Zentrum, in dem das Leben pulsieren kann; gastronomische Einrichtungen, Geschäfte, Kulturstätten, Spielplätze und Grünanlagen. Daniel arbeitet engagiert, doch er sieht vor sich zahllose unüberwindbare Hürden. Das Kollektiv zerbricht aufgrund der Eingriffe übergeordneter Stellen. Täglich verlassen Tausende die DDR Richtung Westen, am Ende auch Daniels Frau mit dem Kind. Als der Bau beginnt, ist von dem ursprünglichen Entwurf nicht mehr viel übrig. Nach der Feier zum Baubeginn liegt Daniel vor der Tribüne auf der Erde, gescheitert kurz vor dem Herbst 1989.

Zum Regisseur:
Der Filmemacher Peter Kahane gehört zur letzten Generation von DEFA-Regisseuren, die kurz vor dem Fall der Berliner Mauer endlich einige Filmprojekte durchsetzen konnten. DIE ARCHITEKTEN (1990) wird ein offener, schonungsloser Abgesang auf die DDR, eine Parabel auf das Scheitern des realen Sozialismus. Im gesamtdeutschen Filmgeschäft verlegt sich der Regisseur zunächst aufs Schreiben von Drehbüchern fürs Fernsehen, zeigt aber mit einigen Arbeiten fürs Kino, das mehr möglich wäre.

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