20. Oktober 2019 Lesung/Gespräch »Meine Erfahrungen mit der Treuhandpolitik«

Der Erzählsalon zur Wander-Ausstellung »Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale«

Information

Veranstaltungsort

Sächsisches Industriemuseum I Tuchfabrik Gebr. Pfau
Leipziger Straße 125
08451 Crimmitschau

Zeit

20.10.2019, 15:44 - 17:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Wirtschafts- / Sozialpolitik

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Mit Katrin Rohnstock (Kuratorin der Treuhand-Ausstellung und Entwicklerin des Veranstaltungsformats Erzählsalon)
Eine gemeinsame Veranstaltung von Rohnstockbiografien in Kooperation mit der RLS Sachsen und dem Sächsischen Industriemuseum

Die Treuhandpolitik brach 1990 wie ein Schicksalsschlag über die Ostdeutschen herein. 9.000 volkseigene Betriebe mit insgesamt 4,1 Millionen Arbeitsplätzen sollte die Treuhandanstalt innerhalb kürzester Zeit »markttauglich« machen. Die Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert. Millionen Menschen wurden arbeitslos. Als Ausstellungsort für die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung beauftragte Schau »Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale« könnte das Sächsische Industriemuseum/Tuchfabrik, in dessen Gebäude 1990 noch produziert wurde, kaum symbolträchtiger sein: Crimmitschau ist eine typische Industriestadt des 19. Jahrhunderts, in der vor allem Textilien hergestellt wurden. In der einstigen »Stadt der 100 Schornsteine« existiert heute gerade mal noch eine Tuchfabrik. Die Textilindustrie ist die von der Treuhand mit am meisten gebeutelte Branche – von 220.000 Arbeitsplätzen zu DDR-Zeiten sind heute 8.000 übrig.

Dieses bittere Kapitel in der Geschichte Westsachsens wurde bisher nur punktuell beschrieben. Es ist ein weitgehend weißer Fleck. Die Erinnerungen der Menschen an diese Zeit müssen festgehalten und archiviert werden – für die nachfolgenden Generationen. Denn in zehn Jahren sind viele, die damals mitten im Arbeitsleben steckten, bereits verstorben. Deshalb laden wir alle Menschen ein, die ihre eigene Treuhand-Geschichte erzählen möchten. Wir wollen von ihnen wissen, welche Rolle die Treuhandanstalt in ihrem Leben spielte – an ihrem Arbeitsplatz, in ihrem Betrieb, in ihren Familien. Welche Erinnerungen existieren an das Wirken der Superbehörde in der Nachwendezeit? Jeder ist eingeladen, seine persönliche Geschichte zu erzählen – oder einfach zuzuhören.

Katrin Rohnstock, die mit ihrem Team die Wander-Ausstellung für die Rosa-Luxemburg-Stiftung kuratiert hat, moderiert den Erzählsalon – ein Veranstaltungsformat, das sie vor mehr als 15 Jahren entwickelt und bereits zu verschiedensten Themen praktiziert hat. Der Erzählsalon ist ein urdemokratisches Forum: Jeder bekommt die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge zu erzählen. Wenn einer spricht, hören die anderen zu. Nicht streng reihum, sondern so, wie das Ende einer Geschichte an den Anfang der nächsten passt. Erzählt der eine kürzer, kann die andere etwas länger ausholen. Keine Geschichte wird kommentiert. So entfaltet sich in zwei Stunden ein breites Spektrum unterschiedlichster Erfahrungen.

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