1. Juli 2019 Film Unsere Kinder

REIHE: L///OST///TRACES - Verlorene Spuren - Filme der DEFA 1980-1990

Information

Veranstaltungsort

Mediencafé “m54”, AJZ
Chemnitztalstraße 54
09114 Chemnitz

Zeit

01.07.2019, 21:00 - 23:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kunst / Performance, 30 Jahre 89/90

Zugeordnete Dateien

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen in Kooperation mit dem AJZ Chemnitz
Urbane Konflikte um die Gestaltung der Großstadt, Debatten um Subversionsstrategien im Pop, die Verteidigung nichtheteronomative Lebensentwürfe, die Blüte der Hackerkultur -
Allesamt Themengebiete, die das heutige politische Denken und die öffentlichen Debatten mitbestimmen.
Nicht nur Spuren dieser Debatten finden sich interessanterweise in den späten Produktionen der DDR-Filmfirma DEFA. Ende der 80er Jahre spielten sich in der Kultur- und Filmszene vorrevolutionäre Prozesse ab - kein kulturpolitisch initiiertes Tauwetter wie Anfang der 60er oder 70er Jahre, sondern ganz offenbar Teil weltweiter kultureller und wirtschaftlicher Transformationsprozesse. Der Schockabsorber der DDR-Zensur war ausgefallen und so setzten Ende der 80er Jahre die Regisseur*innen und Autor*innen der DEFA Konflikte um Identität, Sexualität, Ökonomie, Technik und Urbanität in Spielfilmlänge auf die Agenda.
Nationale Leit-Erzählung in Deutschland ist die von polit-ökonomischem Zusammenbruch der DDR und Einheit 1989/90. Das Bewußtsein viel tiefgreifenderer Konflikte, deren Teil auch der Niedergang des DDR-Modells war, und die dabei wirksamen Potentiale werden von einer nationalen Erzählung einplaniert, die Spuren eingeebnet. Die oben erwähnten Phänomene in der DDR zu verorten, erscheint deshalb fatalerweise als Kuriosität. Höchste Zeit nochmal nachzuschauen, wie die Postmoderne zwischen Fichtelberg und Kap Arkona einschlug.Zum Film:
Der Film zeigt junge Leute, die zur sogenannten Randgruppe in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gehören. Diese Jugendlichen sind Skinheads, Punks, Grufties oder Neonazis und kommen in dieser Dokumentation das erste Mal zu Wort. Es wird deutlich, dass die Jugendlichen auf der Suche nach ihren eigenen Wegen und neuen Idealen sind. Oft sind es Kinder, die alleingelassen wurden mit ihren Problemen. Gewalt ist für sie die einfachste Art geworden, um Konflikte zu lösen. Der Film fragt nach den Ursachen, bietet aber keine Lösungen an. Zwei Schriftsteller, Stefan Heym und Christa Wolf äußern sich im Film zum Thema. Christa Wolf führt unter anderem ein Gespräch mit zwei der rechtsradikalen Jugendlichen. Stefan Heym zieht ein Vergleich zur Krisensituation in den frühen 30er Jahren
Zum Regisseur:
Roland Steiner ist in der Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendfilm bei der DEFA beschäftigt. In der Gruppe herrscht ein kreatives Klima; die Filme sprengen den gegebenen Rahmen. Roland Steiner arbeitet verstärkt an Dokumentarfilmen über junge Leute in der Großstadt. In UNSERE KINDER (1989) thematisiert er den Rechtsradikalismus Jugendlicher. Der Film ist heute ein einzigartiges Dokument seiner Zeit.

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RLS Sachsen

Telefon: +49 371 275893 72