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25. Juni 2021 Seminar Rätebewegung und kommunistische Produktionsweise

Die Rätetheorie im Zusammenhang moderner Vorstellungen einer demokratischen Planwirtschaft mit Jakob Koekepann (Leipzig)

Information

Veranstaltungsort

Online

Zeit

25.06.2021, 09:30 - 27.06.2021, 09:30 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte

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25. – 27.06.2021  | Wochenend-Seminar
Rätebewegung und kommunistische Produktionsweise
Die Rätetheorie im Zusammenhang moderner Vorstellungen einer demokratischen Planwirtschaft
mit Jakob Koekepann (Leipzig)

REIHE: Die Mitteldeutschen Märzkämpfe 1921

Eine Veranstaltungsreihe der RLS Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen

ANMELDUNG GESCHLOSSEN: Da die maximale TeilnehmerInnenzahl erreicht ist haben wir die Workshopanmeldung nun geschlossen. Falls ihr Interesse an dem Reader habt oder auf die Nachrückliste wollt, schreibt an maerzkaempfe@rosaluxsa.de

Der Wochenend-Workshop hat zwei Ausgangspunkte. Erstens die Rätebewegung und Rätetheorie in Deutschland, zweitens das moderne Denken über die kommunistische Produktionsweise als demokratischer Planwirtschaft.

I.) Die Novemberrevolution und die ihr nachfolgenden Kämpfe waren das Ambitionierteste und Weitgehenste, was die revolutionäre sozialistische Bewegung in Deutschland je hervorgebracht hat. Obwohl die Rätebewegung zunächst selbst für Nationalversammlung votiert hatte, hatte sie zugleich immer auf »Sozialisierung« gepocht. Im Gegensatz zur Ebene der territorialen Arbeiter- und Soldatenräte war die Arbeiterschaft in der Folge auch nicht bereit, ihre auf der Ebene der Betriebe errungene Macht in der gleichen Weise aufzugeben – was in ihrer blutigen Niederschlagung durch die MSPD-Führung in Zusammenarbeit mit rechtsradikalen Kräften mündete, wovon die Märzkämpfe eines von zahlreichen Beispielen sind. Obwohl das das revolutionäre Projekt in Deutschland scheiterte und keine langfristige, substanzielle Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise etablieren konnte, sind die kurzen praktischen Erfahrungen, und allem ihre theoretische Konzeptionierung eine wichtige Quelle für das moderne Denken über die kommunistische Produktionsweise. Hier sind die Ausarbeitungen von Richard Müller und Karl Korsch gemeint, die sich im Workshop gemeinsam angeeignet werden sollen. Ihre Konzeptionen einer demokratischen Planwirtschaft zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Verabsolutierung sowohl der zentralen Ebene der Gesamtgesellschaft, als auch der dezentralen Ebene des Betriebs zu überwinden streben, und auf ihre Vermittlung pochen.

II.) Es gibt zwei Gründe, warum diese Theorietradition mit modernen Theorien über die kommunistische Produktionsweise vereint werden können und müssen. Erstens sind die Rätetheorien in dem Punkt, der sie als spezifisch progressiv auszeichnet – der Vermittlung von dezentraler und zentraler Ebene – ausgesprochen kongruent mit den modernen Theorien. Zweitens sind die Rätetheorien defizitär, insofern die konkreten Formen der Wirtschaftsplanung in ihnen unklar bleiben. Die modernen Theorien knüpfen genau dort an, wo die Rätetheorien aufgehört haben. Die modernen Theorien über die kommunistische Produktionsweise als demokratischer Planwirtschaft sind insbesondere seit dem Fall der Sowjetunion, von marxistischen Ökonomen im englischsprachigen Raum entwickelt worden. Sie basieren auf der breitesten Reflexion sowohl der historischen Erfahrungen, als auch der ökonomischen Debatten, sind aber im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannt. Hier sind die Ausarbeitungen von Pat Devine und David Laibman gemeint – im Workshop sollen sich diese Überlegungen gemeinsam angeeignet werden. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion um moderne Sozialismus-Konzeptionen, die im Wesentlichen zerfällt in einen zeitgenössischen utopischen Sozialismus einerseits, der sich vor allem durch abstrakte Phrasen auszeichnet und einen Marktsozialismsus andererseits, der die substanzielle Struktur der kapitalistischen Produktionsweise als Marktwirtschaft nicht zu überwinden imstande ist, argumentieren sie für eine demokratische Planwirtschaft, die sich dadurch auszeichnet, dass sie dezentrale und zentrale Ebene miteinander vermittelt. Im zentralen Theorem des lokalen Wissens zeigt sich als ökonomische Notwendigkeit, wofür schon die Rätetheorien argumentiert haben. All dies soll im Workshop eingehend erarbeitet und diskutiert werden.

Jakob Koekepann arbeitet seit einigen Jahren zur Frage nach den konkreten Strukturen einer postkapitalistischen Produktionsweise und bereitet gerade seine Promotion zu diesem Thema vor.

Wir bitten um eine Voranmeldung per Email: maerzkaempfe@rosaluxsa.de. Genauer Ablauf und Reader werden euch dann zugeschickt.

 

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt

Telefon: +49 391 25191475