24. Juni 2022 Diskussion/Vortrag Wie proben wir den Aufstand aus der Küche, wenn wir das Haus nicht verlassen dürfen?

Feministische Bewegungen in Zeiten der Pandemie zwischen Selbstsorge, Streik und Aufstand

Information

Veranstaltungsort

AZ Conni
Rudolf-Leonhard-Straße 39
01097 Dresden

Zeit

24.06.2022, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Kapitalismusanalyse

Zugeordnete Dateien

Mit Constanze Stutz 
Eine Veranstaltung des AZ Conni in Kooperation mit der RLS Sachsen

"Wir werden nicht zur Normalität zurückkehren, denn die Normalität war das Problem..." proklamierte Das transnationale feministische Manifest zu Beginn der Pandemie. Zwei endlose Jahre später scheint von der Hoffnung auf eine umfassende gesellschaftliche Krisensituation als Möglichkeitsfenster emanzipatorischer Politik kaum noch etwas übrig zu sein. Neben Krisen und Kriegen stehen Erschöpfung und Ohnmacht der Einzelnen im Vordergrund der politischen Auseinandersetzungen, Engagement und Bewegungen. Welche Auswirkungen also hatte der Ausbruch und die politische Bearbeitung der Covid-19 Pandemie in den letzten Jahren auf transnationale feministische Bewegungen? Constanze Stutz widmet sich in ihrem Vortrag einer Kartographierung der Verschiebungen der Organisationsformen, Forderungen und kollektiven Praxen feministischer Bewegungen. Entlang von vier Schlaglichtern zum Verhältnis von Feminismus und Revolution, zeigt sie, wie und warum sich ein feministisches Revolutionsverständnis grundlegend von bekannten Vorstellungen einer gewaltvollen großen Umwälzung unterscheidet und vorgreifend, tastend schon im Hier und Jetzt das ganz andere sucht (und gelegentlich auch findet). Warum also Kämpfe um Reproduktion – soziale wie ökologische – und das Geschlechterverhältnis im Herzen der Revolution liegen, wie Bini Adamczak schreibt. Formen des Widerstands zwischen Streik und Aufstand, zwischen Selbstveränderung und Veränderung der Verhältnisse, zwischen Enteignung der Körper und der Mittel zur Reproduktion rücken damit in den Mittelpunkt einer feministischen Auseinandersetzung um revolutionäres Begehren und die Frage, wie eine andere Gesellschaft herzustellen ist und einzurichten wäre. Wie diese Frage sich auch in der vierten bis fünften Welle der Corona Pandemie kollektiv bearbeiten lässt, wird im Anschluss an den Vortrag gemeinsam diskutiert.

Zur Veranstaltungsreihe
Krise in Zeitlupe? Die Covid-19-Pandemie und die Folgen für linke Kritik und Praxis
Wie lange ist die Zeit eigentlich her, in der man als überzeugte*r Linke*r einen ganz normalen Alltag zwischen Plenum, Demo, Hausprojekt und Boulderhalle führen konnte, angetrieben von der Wut auf Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Ausbeutung, die man mehr oder weniger treffend unter „Gesamtscheiße“ verbuchte? Stimmen, die in der Krise einen Katalysator zur Überwindung gesellschaftlicher Widersprüche erkannten, entpuppten sich schnell als Wunschvorstellung. Der Staat forderte die gemeinschaftliche Anstrengung, um möglichst wenig von seiner globalen Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Distanz wurde sozial – vorausgesetzt, man konnte sie sich leisten. Viele linke Organisationen und Strukturen standen vor einer Zerreißprobe. War der kapitalistische Staat nicht eigentlich das Problem und der weltweite Wettbewerb mit seiner Zerstörung unserer Lebensgrundlagen eine der Hauptursachen für die Pandemie? Sollte man in der konkreten Ausnahmesituation staatliche Maßnahmen unterstützen, weil eine individuelle Bewältigung der Situation nicht möglich war? Oder wären sogar viel härtere staatliche Maßnahmen nötig, um die Bedrohung einzudämmen? Gleichzeitig entstand vor dem Hintergrund eines vermeintlichen „Burgfriedens“ gegen das Virus eine heterogene Bewegung, die alle Strategien zur Eindämmung des Virus ablehnte und entweder das Virus selbst, die Gefahr durch das Virus oder die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu leugnete. Während in Deutschland Teile der Bundesregierung für drei verpflichtende Impfungen werben und die Querdenker*innen auf der Straße und im Internet noch einmal ihr Mobilisierungspotenzial deutlich verstärken können, fehlt es vor allem in afrikanischen Staaten völlig an Impfstoff, sodass die Gefahr neuer gefährlicher Mutationen hoch bleibt. Sowohl mit Blick auf Deutschland als auch auf die weltweite Situation erscheint die Corona-Pandemie als Brennglas, das gesellschaftliche Dynamiken und Unterdrückungsmechanismen sichtbar macht.
Wir finden daher, dass es Zeit ist, unsere Lähmung zu überwinden und selbst die Lupe in die Hand zu nehmen. Auch wenn Russlands Krieg gegen die Ukraine wenig Zeit zum Nachdenken lässt, ist Reflexion und Kritik eine der Grundvoraussetzungen für linke Praxis. Daher wollen wir gemeinsam mit euch und verschiedenen Referent*innen einen Blick auf die letzten zwei Jahre werfen. Uns ist dabei sowohl eine theoretische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen als auch ein Blick auf die konkreten Auswirkungen des Virus sowie der Maßnahmen in verschiedenen Lebensbereichen bzw. für unterschiedliche Betroffenengruppen wichtig. Dazu gehören beispielsweise die Bedingungen in Unterkünften für Geflüchtete, die Folgen der Pandemie für Care-Arbeit und häusliche Gewalt sowie für das Gesundheitssystem. Vor allem möchten wir aber auch einen Raum für Diskussionen und Gespräche schaffen, für die in den letzten Jahren oft viel zu wenig Platz war.

Informationen zum Umgang mit Corona
Bei Veranstaltungen im Haus (Saal, Kneipe) gilt weiterhin 2G+ .
Wenn die Veranstaltungen draußen stattfinden, ist ein tagesaktueller Test erwünscht, aber nicht zwingend notwendig.
Bei uns gilt weiterhin im gesamten Haus Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (OP oder FFP2 Maske).

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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Telefon: +49 341 96085 31