12. August 2020 Ausstellung/Kultur Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale

Eine Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, kuratiert durch Rohnstock-Biografien

Information

Veranstaltungsort

Abgeordnetenbüro «Rote Rosa»
Rosa-Luxemburg-Straße 17
02943 Weißwasser

Zeit

12.08.2020, 15:00 - 13.09.2020, 16:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Arbeit / Gewerkschaften, Geschlechterverhältnisse, Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse, 30 Jahre 89/90

Zugeordnete Dateien

Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale

Die Ausstellung kann mittwochs 15.00 - 18.00 Uhr und sonntags 10.00 - 15.00 Uhr an folgenden Orten besichtigt werden:
Abgeordnetenbüro «Rote Rosa» und Stadtwerkstube, Rosa-Luxemburg-Straße 17 und 21 (2. Ebene Boulevard), 02943 Weißwasser

Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des Abgeordnetenbüro «Rote Rosa» von Antonia Mertsching (MdL) und der RLS Sachsen

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung befinden sich noch in Planung und werden hier in Kürze eingestellt.

Die Treuhandpolitik brach 1990 wie ein Schicksalsschlag über die Ostdeutschen herein. Waren sie im Herbst 1989 selbstbewusst für Freiheit und Demokratie auf die Straßen gegangen, nahm ihr Leben nun eine ungewollte Wendung. 

9.000 volkseigene Betriebe mit insgesamt 4,1 Millionen Arbeitsplätzen sollte die Treuhandanstalt innerhalb kürzester Zeit «markttauglich» machen. Die Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert. Millionen Menschen wurden arbeitslos. Wie erging es den Menschen dabei? Wie gingen sie mit dieser «Schocktherapie» um? Wie verarbeiteten sie die biografischen Brüche? 

Davon erzählt die Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie gibt einen Einblick in die Vielzahl der Lebenswege. Die 13 ausgewählten Branchen und Betriebe stehen exemplarisch für die ostdeutsche Wirtschaft. Die meisten ostdeutschen Familien waren vom Wirken der Treuhandpolitik betroffen, ihr ausgeliefert. Sie erlebten die Treuhandanstalt als Schicksalsmacht.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lässt Zeitzeug*innen zu Wort kommen, deren Lebensgeschichte durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode oder Fernsehelektronikerin in Oberschöneweide. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.

Dabei zeigt sich: Die hier geschilderten Erlebnisse und Empfindungen stehen beispielhaft für die Lebensgeschichten von Millionen Ostdeutscher, die durch Privatisierungen, Betriebsschließungen und Massenentlassungen – zeitweilig oder dauerhaft – an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Besonders bitter für die Betroffenen war, dass die Treuhandanstalt auf individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen und Kenntnisse aus 40 Jahren DDR ebenso wenig Rücksicht nahm wie auf Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90.

Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung: «Bisher teilen vor allem Politiker, Wissenschaftler und Historiker ihre Erinnerungen an die politische Wende und die Arbeit der Treuhandanstalt. Die Folgen der Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt haben ganze Generationen von DDR-Bürgern getroffen. Sie haben unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren und mussten um ihre Existenzgrundlage kämpfen. Viele reden nicht gern über die Zeit, weil sie sich gedemütigt fühlten. Für jüngere und künftige Generationen ist es wichtig, dass Betroffene ihre Treuhandgeschichte(n) aus ostdeutscher Perspektive erzählen. Wir wollen den individuellen Blick zurück der Eltern- und Großelterngeneration verbinden mit einer Debatte über die politische Aufarbeitung der Folgen der Treuhandpolitik. Es ist Zeit, den Weg der deutschen Einheit neu zu reflektieren und den Weg nach vorn zu richten. Das Versprechen der gleichberechtigten sozialen und demokratischen Teilhabe ist 30 Jahre nach der Wende noch nicht erfüllt. Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Demokratie müssen in eine neue Balance gebracht werden.»

In der von Rohnstock-Biografien kuratierten Ausstellung werden die Berichte der Betroffenen gerahmt durch die Geschichte volkseigener Betrieben und Kombinate, deren Schicksal unter dem Regime der Treuhandanstalt nachgezeichnet wird. Auch sie stehen exemplarisch dafür, wie die Treuhandanstalt mit dem volkseigenen Vermögen der DDR-Bürger*innen umging. Historisch und politisch eingeordnet wird das Agieren der Treuhand durch den Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler, die Politiker Christa Luft, Hans Modrow und Bodo Ramelow sowie den DDR-Oppositionellen Bernd Gehrke.

Organisatorische Informationen zu der Ausstellung:
Aufgrund der aktuellen Hygienebestimmungen wird die Besuchszahl der Ausstellung pro Raum auf fünf Personen begrenzt sein. Bei einer höheren Nachfrage können sich daher kurze Wartezeiten ergeben.
Bei Interesse kann die Ausstellung für Kleingruppen auch außerhalb dieser Öffnungszeiten geöffnet werden. Sie können diesbezüglich  mit uns unter 03576 216 28 93  oder kontakt@antonia-mertsching.de in Verbindung treten.
Es gilt die Pflicht eine Mund-Nase-Schutzbedeckung zu tragen.

Standort

Kontakt

RLS Sachsen

Telefon: +49 351 80403 02