Dokumentation Die Eigentumsfrage stellen

Mitschnitt der Abschlussveranstaltung aus der Reihe "Wege aus der linken Krise"

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Zeit

27.11.2023

Der Mitschnitt der Veranstaltung kann hier auf unserem Youtube-Kanal angeschaut werden.

In Deutschland besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung 32 Prozent des Vermögens, die unteren 50 Prozent lediglich reichlich ein Prozent. Vermögen und Eigentum sind also enorm ungleich und ungerecht verteilt. Um tatsächliche Veränderungen in die Wege zu leiten, lohnt es sich also die Eigentumsfrage zu stellen. So geschehen beim erfolgreichen Volksentscheid im September 2021 in Berlin zur Enteignung und Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen. Die Debatte um Vergesellschaftung hatte nicht nur in der gesellschaftlichen Linken Einzug gehalten, sondern auch die Mehrheit der Wähler*innen überzeugt. Doch bis jetzt wird die Umsetzung verschleppt und verhindert, die anfängliche Euphorie scheint verflogen. Dennoch hat das Berliner Beispiel Nachahmer*innen gefunden (z.B. RWE & Co. enteignen). Auch wissenschaftlich wird sich verstärkt mit Eigentumsverhältnissen beschäftigt, so unter anderem beim Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“.

Wir warfen einen Blick auf die aktuellen Debatten rings um Eigentum, Enteignung und Vergesellschaftung werfen. Steckt in diesen die Perspektive der Überwindung des Kapitalismus? Und ist die Eigentumsfrage eigentlich Element einer „verbindenden Klassenpolitik“?

Die Referent*innen waren:

  • Jürgen Leibiger (*1952) war Dozent für Geschichte der ökonomischen Lehrmeinungen und politische Ökonomie des Kapitalismus an der TU Dresden. Nach 1990 arbeitete er als Wirtschaftsjournalist sowie der Sächsischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Zuletzt erschien von ihm „Eigentum im 21. Jahrhundert. Metamorphosen, Transformation, Revolutionen.“ (2023).
  • Silke van Dyk (*1972) ist Professorin für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihr Forschungsgebiet umfasst unter anderem Politische Soziologie, Soziologie der Sozialpolitik, Eigentumsverhältnisse und soziale Ungleichheit sowie Soziologie des Alter(n)s und der Demographie. Zuletzt erschien von ihr zusammen mit Tine Haubner „Community-Kapitalismus“ (2022). Demnächst erscheint zusammen mit Tilman Reitz und Hartmut Rosa „Nach dem Privateigentum? Güter, Infrastrukturen und Weltverhältnisse im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts“ (2024).

Weiterführende Literatur:

  • Candeias, Mario (2022): Große Mehrheit für Umverteilung. Repräsentative Umfrage zeigt wachsende Existenzängste und hohe Zustimmung zu Vermögens- und Übergewinnsteuer, die Publikation kann hier online abgerufen werden
  • Deutsche Wohnen & Co. enteignen (2023): Gemeingut Wohnen. Eine Anstalt öffentlichen Rechts für Berlins vergesellschaftete Wohnungsbestände, hier online abrufbar
  • Expertenkommission zum Volksentscheid (2023): Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen, hier online abrufbar
  • Henze, Justus (2022): Von DWE zur Vergesellschaftungs-Bewegung, hier online abrufbar
  • Kuhn, Armin (2022): Im Zweifel für Vergesellschaftung. Zwischenbericht der Expertenkomission hält Enteignung grundsätzlich für rechtlich umsetzbar, online abrufbar bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung
  • Kusiak, Joanna (2020): Vergesellschaftung: Gesetzmäßig, günstig, gut. Initiativen wie «Deutsche Wohnen & Co Enteignen» in Berlin stehen in bester demokratischer Rechtstradition, online abrufbar bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung
  • Van Dyk, Silke / Rosa, Hartmut (Interview, 2021): Nachgefragt beim Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“, hier online abrufbar