Am 19./20. Februar 2010 fand in Leipzig eine deutschlandweit besuchte und beachtete Konferenz zum Thema »Die Linke. Erbe und Tradition. Ein historischkritische Standortbestimmung« statt, die von einer zweibändigen Publikation begleitet wurde (Dietz Berlin, Band 1, Band 2). Konferenz und Reaktionen auf die Bände signalisierten das Bedürfnis nach einer Weiterführung der Diskussion.
Das vorliegende Buch greift diese Debatte auf und stellt die nicht publizierten Texte vom Februar sowie die seitdem in Reaktion auf den »Zweibänder« entstandenen Beiträge vor.
Konzentrierten sich Band 1 und 2 auf kommunistische und sozialdemokratische sowie linkssozialistische Wurzeln im Traditionsverständnis der Linken, so erfolgt im vorliegenden Band eine Fokussierung auf die Geschichtspolitik der Partei DIE LINKE und auf bislang unterbelichtete linke Traditionen in Ost- und
Westdeutschland nach 1945.
Ein geplanter Workshop und dieses Buch ordnen sich ein in die Programmdiskussion der Partei DIE LINKE. War die Konferenz und der Zweibänder im Februar 2010 Bestandteil des Auftaktes der Programmdiskussion, so führen Workshop und dieser Band die Diskussion fort.
Herausgeber und Autoren sind sich dessen bewusst, dass auch der vorliegende Band schmerzliche Lücken lässt. Das betrifft vor allem die kommunistischen Traditionen in Westdeutschland und die Geschichte der SED. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die vorliegende Arbeit nicht als Band 3 »Erbe und
Tradition«, sondern als selbständigen Titel in der Reihe »Texte« der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Karl Dietz Verlages erscheinen zu lassen. Der geplante Band 3 muss späterer Forschung vorbehalten bleiben.
Da unsere Intentionen nicht auf ein geschlossenes Geschichtsbild abzielen, sondern auf einen offenen Diskussionsprozess der Linken und der Partei DIE LINKE über ihr geschichtliches Selbstverständnis, sind Offenheit und Unvollkommenheit Elemente für produktives Weiterdenken.
219 Seiten
Herausgegeben von Klaus Kinner
Inhalt
Einleitende Bemerkungen des Herausgebers (S. 7)
Kapitel I
LOTHAR BISKY (S. 8-14)
Wir haben die Entdeckungen noch vor uns
STEFAN BOLLINGER (S. 15-47)
Geschichte, Programme und Politik
Linkes Suchen, ewiges Hoffen und die Notwendigkeit, hier und heute Politik zu machen
JÜRGEN HOFMANN (S. 48-62)
Bruch mit dem Stalinismus
Rückblick auf eine notwendige Debatte
EDELBERT RICHTER (S. 63-69)
Der linke Flügel der DDR-Bürgerbewegung
ANDREAS HEYER (S. 70-92)
Robert Havemanns »Morgen« und der postmaterielle Utopiediskurs
Zum Ausgleich von Ökologie, Marxismus und genossenschaftlichen Strukturen
ANDREAS HEYER (S. 93-105)
Rudolf Bahros »Alternative«
Ökologie, Demokratie und ein neuer Marxismus im Gewand der Utopie
Kapitel II
HELGA GREBING (S. 106-117)
Linkssozialisten – Entscheidung für die Sozialdemokratie
PHILIPP KUFFERATH (S. 118-126)
Vom Parteinachwuchs der SPD zum Protagonisten der Neuen Linken
Die Geschichte des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (1946–1968)
BJÖRN ALLMENDINGER (S. 127-143)
Einblicke in den Rätediskurs
Zu den programmatischen Ansätzen der 68er-Bewegung
GISELA NOTZ (S. 144-158)
Selbstverwaltung und Alternativbewegung der 1960er und 1970er Jahre
Das richtige Leben im falschen?
GISELA NOTZ (S. 159-170)
»Mein Bauch gehört mir«
Der Kampf der Frauen um das Recht auf Selbstbestimmung (§ 218 StGB)
HARALD REIN (S. 171-199)
»Erwerbslose aller Länder – vereinigt euch!«
Eine kurze Reise in die Widerstandsgeschichte von Erwerbslosen in Deutschland
MARKUS MOHR UND GERHARD HANLOSER (S. 200-216)
Der westdeutsche Maoismus und die Partei Die Grünen
Autorenverzeichnis (S. 217)
Kostenbeitrag: 14,90 €