Publikation Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Krieg / Frieden - Spanischer Bürgerkrieg 80 Jahre danach - Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939

Die spanische Gesellschaft und deutsche Interventionen

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Autor*innen

Dieter Nelles, Werner Abel, Alexandre Froidevaux,

Herausgeber*innen

Alexandre Froidevaux,

Erschienen

Februar 2016

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Im Juli 2016 jährt sich der Beginn des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) zum 80. Mal. Lange vorbei und nur noch Geschichte, könnte man meinen. Doch es lohnt sich, den Blick zurückzuwerfen. In der spanischen Gesellschaft wirkt der Konflikt bis heute ähnlich nach wie der Zweite Weltkrieg in der deutschen. Der Bürgerkrieg spaltete das Land in SiegerInnen und Besiegte und hatte die Jahrzehnte andauernde Franco-Diktatur zur Folge. Wer Spanien verstehen will, wird an einer Beschäftigung mit diesem Teil der spanischen Geschichte nicht vorbeikommen.

Wem in Deutschland ist schon bewusst, dass die FranquistInnen in einer Art «Politizid» bis zu 200.000 ihrer GegnerInnen ermordeten? Dieses mangelnde Bewusstsein speist sich aus dem Umstand, dass in Spanien selbst den Opfern der Diktatur bis heute nur ungenügend Aufmerksamkeit zuteil geworden ist.

Wer sich mit den Platzbesetzungen des Jahres 2011, den Mobilisierungen für «Echte Demokratie jetzt!» und mit der aus ihnen hervorgegangenen Partei Podemos auseinandersetzt, wird allerdings schnell über dieses Thema stolpern. Der Grund dafür ist, dass eine linke Erinnerungsbewegung seit der Jahrtausendwende die Opfer der Diktatur immer wieder in der öffentlichen Diskussion zur Sprache bringt (siehe «Wenn Vergangenheit nicht vergeht»). Die vorliegende Publikation richtet sich an ein breites Publikum und an alle an diesem Thema Interessierten. Sie setzt ein mit einem chronologischen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen und Ereignisse des Bürgerkrieges (siehe «Klassenkampf in Spanien und ein internationaler Konflikt»). Darin wird deutlich, dass in den Jahren 1936 bis 1939 der Antifaschismus mit dem Faschismus, regionale Nationalismen mit dem spanischen Nationalismus und demokratische mit autoritären Politikkonzepten rangen. Diese politischen Gegensätze sind auch heute noch aktuell.

Im republikanischen Spanien vollzog sich ab dem Juli 1936 eine weitreichende libertäre Revolution. Weil sie starke Gegner und kaum Bündnispartner hatte und die RevolutionärInnen am Ende eine bittere Niederlage erlitten, geriet diese Revolution danach fast vollständig in Vergessenheit. Zu Unrecht, denn mit ihrem antiautoritären Geist und aufgrund ihres Ausmaßes gehört sie zweifelsohne in eine Reihe mit den großen Revolutionen der Weltgeschichte.

Linke, die nach Alternativen jenseits autoritärer Politikentwürfe orthodox-kommunistischer Prägung und sozialdemokratischer Bejahung des Kapitalismus suchen, sollten sich mit den Stärken und Schwächen dieser Revolution beschäftigen.
Zugleich ist die Rolle, welche die Kommunistische Partei Spaniens in den Jahren 1936 bis 1939 spielte, ein Lehrstück über den Stalinismus (siehe «Die libertäre Revolution»). Bekanntermaßen zog es damals viele Linke nach Spanien. Sie wollten für eine gerechte Sache und gegen den Faschismus kämpfen.
Darunter waren auch zahlreiche Deutsche, die ein anderes als das nationalsozialistische Deutschland verkörperten (siehe «Internationale Solidarität»).

Der Umgang mit der Geschichte der Deutschen, die aufseiten beider Bürgerkriegslager kämpften, war in Zeiten des Kalten Krieges in den beiden deutschen Staaten ab 1949 sehr unterschiedlich. Während ehemaligen DDR-BürgerInnen häufig noch heute das stark positiv gefärbte Propagandabild der Internationalen Brigaden präsent ist, mussten linke SpanienkämpferInnen in der BRD lange Zeit um Anerkennung kämpfen (siehe «Antikommunismus und Antifaschismus im Kalten Krieg»).