Es fällt niemanden leicht, zum Tode eines Menschen Worte zu finden, die ehrlich gemeint sind und nicht pathetisch klingen. Und oft fallen einem in solchen Momenten kleine Nebensachen ein, welche den Menschen aber gut beschreiben.
Als ich in der letzten Woche davon erfuhr, musste ich als erstes an eine kleine Geschichte denken. Karlheinz schenkte der Rosa-Luxemburg-Stiftung Chemnitz zwei Kisten seiner Bücher. Als wir diese Kisten öffneten, rochen sie sehr stark nach dem Tabak, welchem er immer zusprach. Vielleicht riechen sie auch heute noch. Aber dies ist nicht die einzige Spur, welche Karlheinz Schaller in Büchern hinterlassen hat.
Er schrieb in einer Zeit, wo in Chemnitz viel über die Gründerväter, die Unternehmer, erzählt wurde, die Geschichte der Arbeiter auf. Über ihr Leben in diesen auch so legendären Gründerzeiten, ob bei Hartmann oder Schönherr, er beschrieb aber auch mit Hilfe der IG Metall ihre Versuche, sich gegen Unrecht zu wehren und sich zusammen zu schließen. In „Radikalisierung aus Verzweiflung“ berichtet er von den schwierigen Kämpfen während des ersten Weltkrieges und der Loslösung der Chemnitzer Arbeitenden von den Sozialpatrioten um Noske und der Hinwendungen zum revolutionären Flügel. Er beschreibt sehr genau und doch verständlich. So entstanden zwischen 2001 und 2011 vier Bücher, welche den nächsten Generationen über die Lage der Arbeiter vom 19. Jahrhundert bis 1945 berichten wird.
Außerdem war Karlheinz Schaller ein Mitbegründer des Chemnitzer Arbeitskreises der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und brachte sich dort mit seinem Wissen gern ein.
Ich habe Karlheinz immer als hilfsbereiten und sehr zurückhaltenden Menschen erlebt, welchem es immer um Erkenntnis und Erinnern ging, nie groß um seine Person. Ich denke, von ihm bleibt vor allem der Verdienst, die arbeitenden Menschen in Chemnitz beschrieben und damit ihnen und sich ein Denkmal gesetzt zu haben.
(Mike Melzer)
Nachricht | Erinnern gegen den Zeitgeist. Zum Tod von Karlheinz Schaller
Es fällt niemanden leicht, zum Tode eines Menschen Worte zu finden, die ehrlich gemeint sind und nicht pathetisch klingen. Und oft fallen einem in solchen Momenten kleine Nebensachen ein, welche den Menschen aber gut beschreiben.