Publikation Geschichte - Deutsche / Europäische Geschichte - International / Transnational - Europa Leipzig und Russland – Streiflichter aus Vergangenheit und Gegenwart.

Autor*innen: Dieter Kürschner, Erhard Hexelschneider, Karl-Heinz Kretzschmar, Oleg Akulov, Günter Schmidt, Andrea Lorz, Ingrid Kästner, Carsten Voigt, Ferdinand May, Michael Zock, Elizaveta Tumim, Siegfried Hillert, Max Walter Schulz, Siegfried Hoyer, Volker Hölzer, Willi Beitz, Peter Gosse, Werner Wolf, Wladimir Majakowski, Toni Philipp, Bernd Landmann, Alita Liebrecht, Vladimir Levitan, Elena Beleninova, Erich Ahrndt, Anton Groß, Bernd Görne

Information

Zum Geleit: Leipzig und Russland – eine unvollendete Geschichte

Leipzig und Russland – eine Mittelstadt und ein Riesenreich. Beides in Beziehung zu setzen – geht das überhaupt? Nein und ja ist man versucht zu antworten.
Nein – weil eine Stadt wie Leipzig, wie bedeutend sie auch immer sein mag, nicht zu trennen ist von der Geschichte Sachsens und Deutschlands und von der Einbettung in die russisch-deutschen und deutsch-russischen Beziehungen über die Jahrhunderte hinweg lebt. Nein – weil für die politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Interessen Russlands (als Vielvölkerstaat unter den Zaren bis 1917, als sozialistische Sowjetunion und heute als Russische Föderation) eine Stadt allein doch niemals ein herausgehobener außenpolitischer Schwerpunkt sein kann, höchstens an bestimmten Brennpunkten der gesellschaftlichen Entwicklung.
Ja – wenn man nach dem spezifischen Gewicht fragt, das eine Stadt in den wechselseitigen Beziehungen zu einem Staat und seinem Volk (seinen Völkern) besitzt, welches wirtschaftliche und geistige Potenzial sie in die Geschichte von Länderbeziehungen einzubringen vermag. Das heißt im Falle Leipzigs, dass mindestens vier Aspekte immer wieder benannt werden müssen, so es denn um seine Russlandbeziehungen geht:

  • Leipzig als Handels- und Messemetropole, von Alters her am Schnittpunkt europäischer Verbindungswege gelegen, und als Zentrum des Ost-West-Transfers sowie als Wirtschaftsfaktor seit dem 16. Jahrhundert international anerkannt.
  • Leipzig als Universitätsstadt mit einer großen Anziehungskraft auf ausländische Studierende, Praktikanten und Wissenschaftler seit dem Zeitalter der Aufklärung sowie als Zentrum des deutschen Verlags- und Druckereiwesens seit dem 18. Jahrhundert.
  • Leipzig als Musikstadt, begünstigt durch große Traditionen, herausragende Komponisten und Interpreten sowie als Lehr- und Ausbildungsstätte für junge Künstler und nicht zuletzt durch das Gewandhausorchester.
  • Leipzig als Stätte historischer, oft genug tragischer Begegnungen zwischen dem deutschen und dem russischen Volk während der Völkerschlacht zu Leipzig, dann vor allem aber fast 130 Jahre später in der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Diese vier Aspekte, die vielfach zu untergliedern oder zu erweitern wären, waren zu verschiedenen Zeiten sicherlich unterschiedlich bedeutsam. Und auch für Russland in seinen wechselvollen politischen und staatlichen Ausformungen und für die Interessen ihrer unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und Schichten waren die Beziehungen zu Leipzig in den verschiedenen Zeitläufen anders ausgeprägt. [...]

»Leipzig und Russland – Streiflichter aus Vergangenheit und Gegenwart« ist der wiederholte Versuch, Wissen und Erkenntnisse über die historischen und heutigen Beziehungen einer sächsischen Stadt und eines großen Staates zu vermitteln, deren Bewohner beide eine große Zukunft vor sich haben. (Die Herausgeber)

Inhalt
  • Grußwort des Generalkonsuls der Russischen Föderation, Gennady Golub. (S. 9f.)
  • Zum Geleit: Leipzig und Russland – eine unvollendete Geschichte. (S. 11-19)
  • Dieter Kürschner: Russisches in Leipzigs Stadtbild. (S. 20-26)
  • Erhard Hexelschneider: Ein Konsulat mit über zweihundertjähriger Tradition. (S. 27-34)
  • I. Die Völkerschlacht und ihr Gedenken
    • Karl-Heinz Kretzschmar: Russische Truppen in der Völkerschlacht 1813 – Erinnerungsstätten im Leipziger Raum. (S. 37-44)
    • Oleg Akulov: Die Russisch-Orthodoxe Kirche und ihre Gemeinde in Leipzig. (S. 45-53)
    • Dieter Kürschner: 16. Oktober 1913 – Die Überführung der Gebeine russischer Generale und Offiziere in die Gedächtniskirche. (S. 52f.)
    • Karl-Heinz Kretzschmar: Die Soldatengedenkstätte 1945 / 1813 vor der Russischen Kirche. (S. 54f.)
    • Karl-Heinz Kretzschmar: Der Baschkiren-Gedenkstein. (S. 56f.)
  • II. Faschismus und Nachkriegszeit.
    • Günter Schmidt: Des Rechts auf Leben beraubt – russische Kinder als Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Leipzig. (S. 61-68)
    • Andrea Lorz: »… sorgen Sie bitte vor allem dafür, dass meine Ehre […] in vollem Umfang wiederhergestellt wird …«. (S. 69-72)
    • Ingrid Kästner: Der Leipziger Arzt Paul Carly Seyfarth (1890–1950) als Retter sowjetischer Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. (S. 73-76)
    • Carsten Voigt: Sowjetische Zwangsarbeiter im Widerstand gegen das Naziregime. (S. 77-80)
    • Dieter Kürschner: Für die einen waren sie »Freunde«, für die anderen »Russen«. Die Sowjetarmee in Leipzig. (S. 81-84)
    • Dieter Kürschner: Nikolai Iwanowitsch Trufanow (1900–1982). (S. 85f.)
    • Ferdinand May: Generalmajor Trufanow. (S. 87-89)
    • Michael Zock: »Um sechs Uhr abends nach dem Kriegsende«. (S. 90-92)
  • III. Berühmte russische Persönlichkeiten in Leipzig.
    • Erhard Hexelschneider / Elizaveta Tumim: Russische Berühmtheiten in Leipzig. (S. 95-112)
    • Siegfried Hillert: Studenten und Bücher – Bücher und Studenten. Leipzig und Russland im Zeitalter der Aufklärung. (S. 113-118)
    • Max Walter Schulz: Ein Denkmal für Radischtschew. (S. 119f.)
    • Elizaveta Tumim: Spaziergänge mit Nikolai Karamsin. (S. 121-127)
    • Siegfried Hoyer: Russische Studenten an der Universität Leipzig. (S. 128-133)
    • Erhard Hexelschneider: »Das wunderbarste Konzertgebäude, das ich je gesehen habe« – Peter Tschaikowski in Leipzig. Mit einem unveröffentlichten Brief von Alexander Siloti an Max Klinger. (S. 134-144)
    • Erhard Hexelschneider: Er tauchte wie ein Komet auf – Wladimir Iljitsch Lenin in Leipzig. (S. 145-155)
    • Volker Hölzer: Friedrich Alexander Braun – ein russischer Historiker in Leipzig. (S. 156-162)
    • Willi Beitz: Andrej Platonow liest die »Völkerkunde« Friedrich Ratzels. (S. 163-166)
    • Peter Gosse: Leipzig – Jewtuschenko – ich. (S. 167-169)
    • Werner Wolf: Von Delegierungen zu freundschaftlichen Verbindungen. Sowjetische Musik und Musiker in Leipzig. (S. 170-179)
  • IV. Aus Leipzigs Wirtschaftsverbindungen zu Russland.
    • Wladimir Majakowski: Solidarität – Солидарность (1923). (S. 183-185)
    • Toni Philipp: Versorgungssicherheit Leipzigs durch russisches Erdgas. (S. 186-190)
    • Bernd Landmann: Keine Kuh im Propeller, trotzdem war der Anfang schwer, aber es entwickelte sich. Zum Engagement der Rahn Dittrich Group in der Ukraine und in Russland. (S. 191-194)
  • V. Russisches Leben im heutigen Leipzig.
    • Erhard Hexelschneider: Einiges zur Statistik und zum Status der Russischsprecher in Leipzig. (S. 197-202)
    • Alita Liebrecht: Russisches Leben im heutigen Leipzig – Das A und O der Integration ist die Sprache. (S. 203-210)
    • Vladimir Levitan: Juden in Leipzig. (S. 211-218)
    • Alita Liebrecht: Von der Muse geküsst. Russischsprachige Künstler in der Messestadt. (S. 219-225)
    • Elena Beleninova: Bildende Künstler aus der ehemaligen Sowjetunion in Leipzig (S. 226-233)
    • Oleg Akulov: Die Dimension des russischen Wortes. Die Leipziger russischsprachige Literaturvereinigung und der Almanach »Die Penaten«. (S. 234-238)
    • Erich Ahrndt: Kulturelle Impulse aus der Josephstraße, Leipzig-Plagwitz. (S. 239-241)
    • Anton Groß: Der weite Weg in die Heimat. Aus meinen Erinnerungen. (S. 242-248)
    • Bernd Görne: Längst überfällig: Städtepartnerschaft mit Russland. (S. 249-252)
  • Personenregister. (S. 253-262)
  • Autorenverzeichnis. (S. 263f.)
  • Neuerscheinungen 2007 der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e. V. (S. 265-268)


Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., Leipzig 2007. 268 S. Herausgegeben von Erhard Hexelschneider und Alita Liebrecht.

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