Jugoslawien, als Staat erst Ende 1918 entstanden, ist zu Beginn der 90er Jahre – schon zum zweiten Male, aber nunmehr unwiderruflich – zerfallen. In beiden Fällen –1941 wie 1991 – spielen innere wie äußere, aktuelle wie historische Faktoren eine gravierende Rolle. Existentielle Bedrohung für die bürgerliche Monarchie Jugoslawien ging von der zentralistisch-großserbischen Verfassung von 1921 wie von der monarchistischen Militärdiktatur 1929 aus, beide gegen die staatsrechtliche Gleichstellung der Völker im südslawischen Vielvölkerstaat gerichtet, was auch der verspätete Versuch einer serbisch-kroatischen Verständigung, der Sporazum von 1939, nicht mehr korrigieren konnte; sie ging schließlich von der Auseinandersetzung um die außenpolitische Orientierung des Landes aus, die zwischen prowestlichen und achsenfreundlichen Kräften stattfand und in die faschistische Aggression vom Frühjahr 1941 mündete.Substantielle Gefährdung für die sozialistische Föderation Jugoslawien ging vom antijugoslawischen Kominformkonflikt 1948 und seinen Langzeitwirkungen sowie vom latenten Widerspruch zwischen etatistischem Führungsmonopol des BKJ und den föderalen Selbstverwaltungsansprüchen der jugoslawischen Gliedstaaten aus, die sich in den Verfassungsreformen von 1953, 1963 und 1974 reflektieren, sowie von mangelnder Wirtschaftseffektivität und Effizienz des politischen Systems (Demokratiedefizit und Nationalitätenprobleme) auch des Selbstverwaltungssozialismus, die durch Wirtschafts- und Gesellschaftsreformen der 60er und 80er Jahre nicht behoben werden konnten.
Inhalt
- Aktuelles und Historisches zum jugoslawischen Konflikt (S. 5)
- Dimensionen des Konflikts (S. 8)
- Außenpolitische Irrungen (S. 11)
- Janusköpfige historische Traditionen (S. 14)
- Nachvollzug von Nationwerdung (S. 25)
- Serbischer Hegemonismus und Wirtschaftsgefälle im bürgerlich- monarchistischen Jugoslawien (S. 30)
- Okkupation und Widerstand (S. 36)
- Aufstieg und Krise des föderativen Jugoslawien (S. 38)
- Reale Gefahren und schlechte Perspektiven (S. 44)
- Weiterte Veröffentlichungen des Rosa-Luxemburg-Verein e. V. Leipzig (S. 49)
Rosa-Luxemburg-Verein e.V., Leipzig 1993. 53 S.
Bestellhinweis
Die gedruckten Publikationen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir bitten lediglich um die Versandkosten.
Bestellungen bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen unter: info@rosalux-sachsen.de, Tel: 0341-960 85 31
Gern können zur Finanzierung unserer Bildungsarbeit auch Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:
IBAN: DE12 4306 0967 1091 8456 00
Diese Publikation und ihre Digitalisierung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.